Die Hochzeit zählt neben der Geburt der eigenen Kinder zu den schönsten Erlebnissen, die man im Leben haben kann. Zwei Menschen versprechen sich die Liebe und Treue bis zum Tod. In diesem Moment ist es häufig auch so, dass man diese Endgültigkeit so empfindet. Die Realität sieht jedoch nicht selten anders aus. Ungefähr 50 Prozent der Ehen in Deutschland werden auch wieder geschieden. Die Gründe hierfür können vielfältig sein. Merkst Du selbst, dass Du kurz davor bist, Deinen Partner zu verlieren, kann gegebenenfalls eine Eheberatung die Rettung sein. Hier lassen sich bestehende Probleme eventuell noch aufarbeiten und beide Partner können zurück in die gemeinsame Spur finden.
Eheberatung: wie die Eheberatung notwendig werden kann
Gerade zu Beginn einer Ehe ist die Beziehung meistens noch rosarot, das gemeinsame Leben fällt leicht und man erfreut sich an jedem Tag, den man gemeinsam verbringen kann. Gerade mit fortschreitender Dauer der Ehe kehrt jedoch der Alltag ein. Dadurch, dass das Neue am Partner verloren geht, können sich langsam aber sicher auch Probleme in die Ehe einschleichen.
Diese Probleme, die häufig auch gemeinsam auftreten und eine Eheberatung notwendig machen können, sind durchaus vielschichtig. Beispielsweise kann man sich vom Gegenüber im Laufe der Zeit nicht mehr richtig verstanden oder geborgen fühlen. Schwierig ist es auch, wenn man sich gegenseitig mehr und mehr kritisiert. Das sorgt für eine negative Grundhaltung in der Beziehung. Fremdgehen oder Flirten mit anderen kann ebenso ein Problem sein. Häufig ist es jedoch auch der Fall, dass man sich im Laufe einer Ehe einfach auseinanderlebt. Das bedeutet letztlich, dass man sich von den Interessen und Aktivitäten in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Es gibt weniger oder keine gemeinsamen Interessen mehr und man weiß nicht mehr so richtig, was man sich noch erzählen soll. Ein einschlafendes Liebesleben ist auch nicht unbedingt die beste Voraussetzung, um optimistisch in die Zukunft zu sehen. In diesem Fall kommt man häufig in die Lage, sich über die Beziehung Gedanken zu machen und die künftige gemeinsame Perspektive infrage zu stellen. Eine Eheberatung kann die letzte Rettung darstellen.
Eheberatung: Zusammenbleiben oder doch trennen?
Die erste Frage, die Du Dir stellen solltest und stellen wirst, wenn Deine Beziehung unter oben geschilderten Problemen leidet, ist die, ob Du die Ehe überhaupt fortführen willst oder nicht. Hierfür kann es hilfreich sein, sich Gedanken zu machen, was Dir in der Beziehung gefällt und was nicht. Überlege Dir, was Dein Partner anders machen könnte, damit Du Dich besser fühlst – und dann überlege Dir, was im Hinblick auf Deine Wünsche und Ziele passieren würde, wenn Dein Partner dieses Verhalten nicht an den Tag legt. Würdest Du das akzeptieren können oder handelt es sich um etwas, das Du unbedingt für Dich brauchst? Das kannst Du so für alle wichtigen Punkte machen, die Dich in Deiner Beziehung stören – und Du erhältst einen ungefähren Eindruck davon, wie weit Ihr in Euren Vorstellungen voneinander entfernt seid.
Gerade wenn Du Dir selbst nicht sicher bist, ob Du noch mit Deinem Partner zusammenbleiben möchtest, kann eine Eheberatung ein erster wichtiger Schritt sein. In dieser wird nämlich nicht nur versucht, vorhandene Probleme zu sortieren und zu lösen. Stattdessen wird zunächst einmal – alleine oder mit Euch beiden – ausgearbeitet, ob Ihr überhaupt noch genug Substanz für eine Fortführung der Beziehung seht. Eine Eheberatung kann also auch dazu führen, dass Ihr recht bald zu dem Schluss kommt, dass die Trennung für Euch besser ist. Das hängt allerdings stark von Euch, Eurer Situation und Euren Vorstellungen ab.
Eheberatung: Nur Euer Einsatz kann die Ehe retten
Das Wichtigste, wenn Ihr Euch entscheidet, die Eheberatung in Anspruch zu nehmen, ist das Wissen, dass sich die Ehe nicht von selbst rettet. Ihr müsst beide dazu bereit sein, dafür zu arbeiten und etwas dafür zu tun, dass Eure Beziehung wieder funktioniert. Andernfalls habt Ihr auch mit Eheberatung keine Chance, wieder zusammenzufinden.
In der Eheberatung selbst wird vor allem versucht, herauszuarbeiten, welche Probleme Ihr habt. Das findet dann nicht in Form eines klassischen Schlichtungsverfahrens statt. Stattdessen werden beide Partner – teils einzeln, teils gemeinsam – zur Beziehung und den vorherrschenden Problemen befragt. So kann in der Eheberatung ein umfangreiches Bild herausgearbeitet werden, wer welche Probleme wahrnimmt und was dazu führt, dass beide Partner langsam das Interesse aneinander verlieren.
Allerdings ist es nicht nur wichtig, dass in der Eheberatung die subjektiven Probleme herausgearbeitet werden, sondern auch der Partner die Gelegenheit erhält, sich dazu zu äußern. So erhält der Therapeut meist ein gesamtheitliches Bild, das aufzeigt, dass die meisten Probleme nicht auf einen der Partner zurückzuführen sind, sondern beide ihren Teil zur Situation beitragen. So kann in der Eheberatung ein gemeinsamer Grund gefunden werden, um die Probleme zu besprechen und zu versuchen, diese zu lösen.
Eheberatung: was genau sie leistet
Die Abläufe in der Eheberatung wurden gerade bereits angeschnitten. Doch selbstverständlich ist die Frage legitim, was die Eheberatung denn nun tatsächlich leistet. Über Eheprobleme kann man schließlich auch so miteinander reden, oder?
Häufig ist jedoch das Problem, dass sich die Kommunikation in der Ehe gerne auch einmal im Kreis dreht und so ungelöst bleibt. Beispielsweise kommt es häufig vor, dass jemand ein seiner Meinung nach vorhandenes Problem anspricht, der Partner dies jedoch abblockt, indem er nicht über das Thema sprechen möchte, gereizt reagiert oder schlicht dem Partner (Gegen-)Vorwürfe macht. Dabei handelt es sich um festgefahrene Verhaltensmuster, die dazu führen, dass vorhandene Probleme nicht gelöst werden. Stattdessen werden sie ignoriert oder unsachlich und nicht lösungsorientiert diskutiert.
Eine Eheberatung hingegen schafft es, diese Verhaltensmuster aufzubrechen. Statt sich gegenseitig Vorwürfe zu machen oder unsachlich auf die Probleme zu reagieren, werden sie hier genau analysiert und vor allem versucht, diese im Interesse beider Parteien zu lösen. So soll letztlich ein Beziehungsklima geschaffen werden, in dem sich beide Parteien wieder wohlfühlen.
Ein wichtiger Schritt in der Eheberatung ist auch der, in der Folge neue Verhaltensweisen zum richtigen Umgang miteinander zu erlernen. Das Problem liegt nämlich meist nicht nur in den Problemen selbst, sondern auch im Umgang damit. Entsprechend ist es notwendig, neue Verhaltensweisen zu erlernen, um nicht beim nächsten Problem wieder die gleichen schädlichen Mechanismen in der Beziehung zu haben. Die Eheberatung soll vielmehr dabei helfen, diese Strukturen so zu verändern, dass die Probleme gemeinsam gelöst werden können.
Eheberatung: was genau eine funktionierende Beziehung ausmacht
Genauso, wie es Gründe gibt, dass eine Beziehung nicht mehr funktioniert und eine Eheberatung notwendig werden kann, gibt es auf der anderen Seite Gründe, warum sie besonders gut funktionieren kann. Wenn eine Eheberatung notwendig ist, können diese positiven Punkte als Orientierung herangezogen werden, um wieder zueinanderzufinden und die Beziehung wiederzubeleben.
Dabei handelt es sich vor allem um die Grundtugenden, die in einer Beziehung gefragt sind. Diese sind zum Beispiel Vertrauen, gegenseitiges Zuhören und das Wahrnehmen der Bedürfnisse des anderen. Häufig kommt es in einer langen Beziehung vor, dass man immer mehr auf seine eigenen Bedürfnisse achtet und gar nicht mehr wahrnimmt, was der andere sich überhaupt wünscht. Das führt dazu, dass Ihr letztlich beide nicht mehr wirklich aufeinander eingeht. Statt des Standpunkts des Gegenübers sind es plötzlich Vorwürfe für die eigene unbefriedigende Situation, die die Atmosphäre in der Beziehung vergiften. Wenn die Beziehung also auch nach einer Eheberatung fortbestehen soll, ist es unverzichtbar, dass dieses Eingehen auf den Gegenüber gewährleistet ist.
Außerdem spielt natürlich die Lebensplanung eine Rolle. Es ist unglaublich wichtig, dass gemeinsame Ziele vorhanden sind und man sich in den wichtigen Entscheidungen des Lebens einig ist. Ist das nicht der Fall, hat eine Beziehung in der Regel unabhängig von der Eheberatung kaum eine Zukunft. Entsprechend solltet Ihr Euch fragen, ob Ihr am gleichen Strang zieht, was Eure Zukunft betrifft, oder ob Ihr beide in unterschiedliche Richtungen arbeitet. Gemeinsame Interessen, ein ähnlicher Humor und Unternehmungen, die man gerne zu zweit absolviert, gehören ebenfalls dazu, wenn es darum geht, das Gemeinschaftsgefühl beider Partner zu stärken.
Eheberatung: Den Partner so akzeptieren, wie er ist
Letztlich läuft es darauf hinaus, dass Du lernst, Deinen Partner so zu akzeptieren, wie er ist. Zwar lassen sich einige Verhaltensweisen anpassen und erlernen. Für eine gemeinsame Zukunft ist es jedoch wichtig, dass Ihr beide in der Lage dazu seid, den anderen so zu nehmen, wie er ist. Das ist genau das, was man in einer Beziehung sucht: die bedingungslose Liebe. Schließlich möchte jeder in der Beziehung einen Rückzugsort finden, an dem er so sein kann, wie er ist. Er möchte nicht für seine Art kritisiert werden und sich ständigen Versuchen ausgesetzt sehen, sich anpassen zu müssen.
Das würde weiterhin bedeuten, dass der Partner nur dann die eigene Liebe verdient hat, wenn er zum Idealbild unserer Vorstellungen geworden ist. Dieses Idealbild kann er jedoch nie erreichen – auch durch eine Eheberatung nicht. Entsprechend ist es auch an Dir, Deine Erwartungen an Deinen Partner insoweit anzupassen, dass Du ihn nicht völlig verbiegst oder mit Deinen Erwartungen überforderst. Wenn Du das hinbekommst, gelangt Ihr an einen Punkt, der für Euch in Eurer Beziehung sehr wichtig sein wird: Ihr könnt den Punkt erreichen, an dem Ihr beide Euch so akzeptiert, wie Ihr seid. Das ist der wichtigste Quell der Zufriedenheit. Wer nämlich ständig die Unzufriedenheit mit der Situation in den eigenen Partner hineinprojiziert, dem hilft auch die Eheberatung nicht weiter. Daher sorgt dafür, dass Ihr Euch nach Möglichkeit die Gelegenheit bietet, Ihr selbst zu sein und als Team zu funktionieren. Genau dann habt Ihr eine Chance, auch die Zukunft gemeinsam bewältigen zu können.
Eheberatung: Nicht fordern, sondern wünschen
Wie bereits zuvor schon angesprochen, kann es sinnvoll sein, Dir die Punkte aufzuschreiben, die Dich an Deinem Partner stören. Das ist etwas, was Du in einer Eheberatung, aber auch von Dir selbst aus machen kannst. Dabei kannst Du zunächst aufschreiben, was Du von Deinem Partner forderst, damit es Dir besser geht. Wenn Dir das nicht ganz so leicht fällt, beobachte eine Weile Dein Verhalten. In welchen Situationen bist Du wütend, verzweifelt oder traurig? Genau diese Situationen und ihre Auslöser musst Du herausfiltern, um für Dich genau festzustellen, welche Punkte Dich unglücklich machen.
In der Folge solltest Du die wichtigen von den weniger wichtigen Punkten trennen. Nicht jeder Punkt ist gleichermaßen wichtig und hat einen vergleichbar hohen Einfluss auf Dich. Stattdessen solltest Du diese Punkte in Bezug auf Dein Leben und Deine Ziele betrachten. Was würde mit diesen Zielen passieren, wenn Dein Partner den jeweiligen Punkt nicht erfüllt? Wenn die Konsequenzen nicht so dramatisch sind, kannst Du über diesen Punkt hinwegsehen. Andernfalls ist es ein Punkt, der in Eurer Beziehung in irgendeiner Weise gelöst werden muss – egal, ob mit oder ohne Eheberatung.
In einem dritten Schritt ist es wichtig, die Forderungen umzuformulieren. Sie sollten nämlich zu einem Wunsch an den Partner umgewandelt werden. Das kommt beim Gegenüber nämlich ganz anders an und wird auch anders wahrgenommen. So habt Ihr eine wirkliche Chance, an Euch zu arbeiten und zu versuchen, bestmöglich auf Euren Partner einzugehen. Wenn Ihr nicht unbedingt in eine Eheberatung gehen möchtet, solltet Ihr diesen Schritt dennoch beide für Euch durchführen und Eurem gegenüber Eure Wünsche mitteilen. Nur so habt Ihr eine Chance, wieder zueinanderzufinden.
Eheberatung: wie, wo, wann?
Wie der Name der Eheberatung schon vermuten lässt, hat sie einen eher gehobenen, offizielleren Charakter. Sie wird vor allem von den entsprechenden medizinischen Stellen durchgeführt, die in dieser Hinsicht als Anlaufstelle dienen können. Organisationen, die eine solche Beratung anbieten, sind beispielsweise die Caritas und die diakonischen Werke. Auch kann die Stadt in aller Regel Anlaufstellen nennen, an denen eine Paartherapie möglich ist. Ebenso ist Pro Familia eine Organisation, die sich mit der Familie beschäftigt und auch eine Eheberatung anbietet. Zuletzt gibt es natürlich auch noch speziell ausgebildete Psychotherapeuten. Hier sollte man genau schauen, worauf sich diese spezialisiert haben. Nicht immer bieten sie auch eine Paartherapie an. Deshalb achtet an dieser Stelle genau darauf, ob sich die Eheberatung im Leistungsportfolio des Therapeuten befindet.
Die Kostenfrage ist übrigens eine, die Ihr in aller Regel selbst beantworten müsst. Es kommt kaum vor, dass die Krankenkassen die Kosten für eine Eheberatung tragen. Wie oben schon erwähnt, wird eine Eheberatung nur dann funktionieren, wenn beide Partner bereit sind, etwas in die Rettung der Beziehung zu investieren. So gesehen trifft das vor allem auch im Hinblick auf den finanziellen Aspekt wortwörtlich zu. Allerdings sollte für die möglicherweise wichtigste Beziehung des Lebens nicht Geld die ausschlaggebende Rolle spielen. Schließlich trifft man einen solchen Menschen möglicherweise in seinem Leben nicht noch einmal.